Burgholzhausen-info/ April 18, 2022

Ein junger Wolf wiederholt nahe Burgholzhausen gesichtet

Ende März erhielt das Wolfszentrum Hessen die erste Meldung aus Butzbach. Ein junger Wolf wurde gesichtet und von einer Wildkamera im Wald aufgenommen. Anfang April erneut. Inzwischen sind die Jäger im Umkreis von Burgholzhausen, Rodheim und Rosbach in den Revieren auch alarmiert. Gleich mehrfach wurde das Tier in den letzten vier bis sechs Wochen gesichtet, Wildkameras zeichneten ihn auf. Auch anhand von Kot und Spuren konnte er sicher nachgewiesen werden. Sein Bewegungsradius ist groß, bis zu 70 km am Tag sind keine Seltenheit. So entdeckte man ihn am Feld oberhalb der Dickmühle, aber auch zwischen Rodheim und Wöllstadt, in Rosbach, dann wieder zwischen Burgholzhausen und Petterweil. Einer Spaziergängerin gelang es sogar ihn mit dem Handy aufzunehmen. Der Wolf lief in kurzer Entfernung vorbei, zeigte sich scheu und lief weiter. Hier geht es zu dem kurzen Videoclip.

Im Frühjahr werden die jungen Rüden nach der Geschlechtsreife abgestoßen. Der junge Wolf verlässt das Rudel und sucht sich ein eigenes Revier. Manche wandern dabei einige hundert Kilometer aus Polen oder Ostdeutschland kommend weiter Richtung Bayern. Alphatiere gründen eigene Familien, andere Rüden bleiben ihr Leben lang alleine. In den letzten 7-8 Jahren wurde immer mal wieder ein Tier in der Gegend gesichtet, doch die Wölfe zogen schnell weiter Richtung Süden. Vor drei Jahren waren gar drei Wölfe kurz im Spießwald. Doch auch sie zogen nach kurzer Rast weiter. Der jetzige Wolf scheint sich aktuell in Hessen und der Wetterau sehr wohl zu fühlen. Die wiederholten Sichtungen im nahen Umkreis in den letzten sechs Wochen weisen eher nicht daraufhin, dass er nur auf der Durchreise ist, verrät Frank Leun. Der Burgholzhäuser ist einer von acht erfahrenen Jägern in der Pacht Burgholzhausen/Rodheim und Naturfotograf.

Wolf

Diese Wölfin ist im Tierpark Weilburg zuhause.

Die Größe der Reviere kann in unseren Breitengraden schon mal laut DBBW zwischen 100 und 350 km² betragen, je nach  Beutemöglichkeiten. Einzelne Tiere ernähren sich von Kleintieren, reißen ein Huhn, aber auch Schafe und Ziegen. “Wenn er alleine ist, ist er für Nutztierhalter noch nicht gefährdend, ” so Leun. Größere Rudel können durchaus gemeinsam ein Rind oder ein Pferd erlegen. Die Wetterauer Jäger haben bereits in den letzten Wochen Wolfsrisse gefunden, darunter ein Reh und zum Leidwesen von Tierzüchtern auch sechs Schafe. Wo es für den Artenschutz erfreulich ist, dass der Wolf wieder vermehrt in Deutschland auftritt, ist es für die Weidebesitzer natürlich eine besondere Herausforderung, wenn Verluste in einer Herde auftreten. Im Schadensfall können sie sich an lokale Wolfsberater des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) wenden, doch müssen z.B. Schutzzäune in gewissen Höhen vorhanden sein. Nicht jeder hat einen Herdenschutzhund, viele arbeiten mit einfachen Hütehunden, die durchaus selbst zur Beute eines Wolfes werden können.

“In einem Ballungsraum ist es mit einem Wolf schwierig”, so Leun. Es kann problematisch werden, wenn der Wolf sein Revier dauerhaft in der Gegend aufschlägt. Der Wolf braucht viele Freiräume, muss ein großes Revier haben, um sich ausreichend ernähren zu können. Solange er sich von Wild ernähren kann, wird er meistens geduldet, kommt es jedoch zu vermehrten Rissen von Nutztieren, müssen Lösungen gesucht werden. Gefahren vonseiten der Jäger drohen ihm hier allerdings nicht. Anders als in Polen oder Tschechien gehört der Wolf in Deutschland zu den streng geschützten Arten. Eine der größten Bedrohungen der Wölfe ist tatsächlich der Straßenverkehr, der letzte Wolf in der Gegend wurde irgendwann von einem Auto überfahren.

Wie verhalte ich mich richtig, wenn ich einem Wolf begegne?

Keine Panik! Der Wolf selbst scheut den Menschen, ist eher ein Einzelgänger, wird in Dörfern eher selten gesehen. Bei plötzlichen Begegnungen mit einem Menschen flüchtet das Tier in der Regel. Notfalls kurz laute Geräusche machen, z.B. in die Hände klatschen oder laut rufen und vor allem keine Angst zeigen.

Das Beitragsfoto zeigt übrigens nicht “unseren Wolf”, sondern eine Wölfin, die in einem Freigehege im Tierpark Weilburg lebt (Fotos: S. Noster). suno