Burgholzhausen-info/ August 18, 2020

Burgholzhausen, ein Ort für Eulen

„Suche junge Mitbewohnerin für Zweizimmerwohnung, Neubau mit Erstbezug, mit luftigem Ausblick, zentral gelegen im Ortskern von Burgholzhausen. Ideale Wohnbedingungen in ruhiger Lage, Verpflegungsmöglichkeiten ungewöhnlich gut.“ So würde vielleicht das Inserat des Eulenmännchens lauten, das derzeit in der alten Scheune der Hofreite in Alt Burgholzhausen haust. Das Eulenfest fällt in diesem Jahr zwar Corona-bedingt aus, aber dennoch können sich die Burgholzhäuser freuen, denn in Sachen Eulen sind sie im Hochtaunuskreis vorne an. Daniel Neubacher von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) e.V. , hat einen riesigen Nistkasten für eine Schleiereule mitgebracht, der am Sonntag in der Scheune von Sandra Ceasar und Ralf Setton in Burgholzhausen montiert wurde. Der Nistplatz ist bereits der Dritte in dem Friedrichsdorfer Stadtteil. Weitere gesucht!

Während die Schleiereule in den 50er oder 60er Jahren noch zum Alltagsvogel gehörte, ist sie heute zu einer Rarität geworden. Zuzeiten wo in den Ortschaften Scheunen und Milchbauern in der Gegend noch keine Seltenheit darstellten, fanden die Tiere überall Brutplätze und ruhige Einflugmöglichkeiten. Durch die Entwicklung im Agrarbereich und die industriellen Veränderungen haben die Tiere immer weniger Rückzugsmöglichkeiten. Im ganzen Hochtaunuskreis sind derzeit nur drei Brutpaare bekannt. Zwei leben in Ober-Eschbach und ein Eulenpaar ist in Burgholzhausen zuhause. Ein Paar in Oberursel hat in diesem Jahr leider nicht gebrütet. Gründe sind nicht bekannt. Vor einigen Jahren noch, so erzählt der Ornithologe und Biologe, war die Schleiereule im Usinger Becken u.a. in Grävenwiesbach noch mit mehreren Brutpaaren vertreten. Zuletzt war dies nicht mehr der Fall.

Schleiereule, Burgholzhausen

Schleiereule (Foto: P. Wächtershäuser, HGON)

Bereits drei Nistkästen im Stadtteil – mit Bruterfolg

Umso begeisterter ist die HGON über die Entwicklung in Burgholzhausen. Der erste Nistkasten wurde auf dem Reinhardtshof aufgehängt. Dort jedoch nistete sich ein Falkenpaar ein. Das war zwar nicht der erstrebte Erfolg, aber es entstand ein Kontakt zu einem Burgholzhäuser, der im Frühjahr ebenfalls ein Eulenpaar bei seiner Scheune im Ort gesichtet hatte. Die günstige Gelegenheit wurde ergriffen, um dem Schleiereulenpaar eine geschützte Brutstätte nebst Winterquartier zu offerieren. Innerhalb einer Woche wurde mit Unterstützung des Gonzenheimer Schreiners Peter Merk ein Eulen-Nistkasten gebaut und in der Burgholzhäuser Scheune aufgehängt. Lange Zeit war nicht klar, ob sich etwas tun sollte. Geduld war gefragt. Die nachtaktiven Vögel sind sehr scheu und brauchen ein wirklich ungestörtes Plätzchen. Irgendwann beobachtete der Scheunenbesitzer eine Eule beim Ausflug aus der Nisthöhle. Inzwischen ist klar, das Burgholzhäuser Eulenpärchen hat sechs flügge Jungvögel. Während die Mutter sich um das Brüten und die Fütterung der Küken kümmert, muss der Vater nach der Geburt sehr aktiv sein. Bis zu 50 – 60 Mäuse benötigt die Brut in einer Nacht! Die Felder und die Streuobstwiesen an den Erlenbach Auen in der Nähe sind eine ideale Lage für den scheuen Vogel. Der Schrei der männlichen Eule ist durchdringend, während das größere Weibchen meist geräuschlos in der Nacht durch die Lüfte schwebt. Die Balz dauert über Wochen. Der Eulenmann muss die Angebetete nach und nach regelrecht erobern, bis es zur Paarung kommt. Dafür geht die Paarung auch nach der Eiablage weiter.

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Der Nistkasten hängt. Daniel Neubacher, Biologe und Arbeitskreissprecher der HGON, legt noch Sägemehl aus.

Eulen sind sehr standortbezogen und suchen sich bereits im Herbst einen geeigneten Nistplatz. Sie freuen sich, wenn sie an einem Wohnort bleiben können. Besonders mäusereiche Jahre wie dieses begünstigen den Bruterfolg. So können Schleiereulen in idealen Jahren zwei und selten bis dreimal brüten, dabei bestimmt u.a. das Nahrungsangebot wie viele Eier das Weibchen legt. Ein fester Nistplatz in einer geschützten Scheune ermöglicht auch in den Wintermonaten Mäuse als Nahrung zu finden. Ein Bach in der Nähe, wie die Erlenbachaue, ist geradezu ideal für das Tier mit dem herzförmigen Gesicht und den kleinen Augen.

Sollten Sie eine Eule in oder um Burgholzhausen sichten, könnten Sie es gerne der HGON melden. Durch diese Hinweise können Vogelbestände verfolgt und Nistmöglichkeiten gesucht werden. Der Verband arbeitet im Kreisgebiet eng mit der Unteren Naturschutzbehörde zusammen und versucht, die Reviere für bedrohte Vögel zu erhalten. Daniel Neubachers größtes Interesse ist, „dass die Eule in Ruhe brüten kann“ und sich die Population so vermehrt und zum Artenerhalt beigetragen wird.

Für die Finanzierung des Projektes zum Erhalt der Schleiereulen hat die HGON im Hochtaunuskreis einen zweckgebundenen Betrag aus der Umwelt-Lotterie von Lotto-Hessen erhalten, eine weitere Förderung zum Erhalt von Steinkauz und Streuobstwiesen. Damit werden z. B. die speziellen Nistkästen finanziert, die um die 80 Euro kosten. Wenn Sie einen geeigneten Standort für einen Nistplatz kennen, sei es für die Schleiereule oder andere Greifvögel, oder Mehlschwalben und Mauersegler, melden Sie sich bitte! Die HGON berät und unterstützt Sie gerne.

Für Burgholzhausen hoffen die beiden Scheunenbesitzer und Daniel Neubacher mit seinen ehrenamtlichen Kollegen der HGON, dass die sechs jungen Eulen sich im Umkreis niederlassen. Vielleicht ist auch eine junge Eulendame dabei, die in den neuen Nistkasten in der Burgholzhäuser Hofreite von Sandra und Ralf einzieht und so für weiteren Fortbestand ihrer Art sorgt. Vielleicht schon vor dem nächsten Burgholzhäuser Eulenfest?

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Der Nistkasten hängt! Ralf Setton, Daniel Neubacher (HGON) und Sandra Ceasar sind geschafft aber stolz. Jetzt heißt es abwarten.

Tipp: Schleiereule in der Webcam

Es gibt einen Webcam-Blog „Schleiereule“, der von einem Vogelfutterhersteller betrieben wird. Dort finden Sie seltene Bilder der scheuen Tiere direkt aus einem Nistkasten und können Jungvögel beim Aufwachsen beobachten. Zwar sind die Jungtiere inzwischen flügge und haben für dieses Jahr den Nistkasten schon verlassen, aber es gibt sehenswerte Fotos und Highlights der Aufzucht in Kurzfilmen.

https://www.vivara.de/webcam-blog-schleiereule

Kontakt

HGON Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V., Arbeitskreis Hochtaunuskreis

Arbeitskreissprecher:

  • Daniel Neubacher, E-Mail: daniel.neubacher@hgon.de, Telefon: 0178 564 1922
  • Gerrit Rohleder, E-Mail: Gerrit.rohleder@hgon.de, Telefon: 0172 799 5048

Webseite: www.hgon.de

Zum Flyer zu Projekten des HGON im Hochtaunuskreis

 

Zur Bildergalerie: Nistkasten-Aufbau in Burgholzhausen

Ein Doppelklick auf ein Bild startet die Bildergalerie. Bei hochsommerlichen Temperaturen ist es durchaus fordernd, die Schleiereulen-Zweiraumwohnung mit Lichtschleuse an einer Scheunenwand zu montieren! Weitere Nistplätze gesucht.

sn