Burgholzhausen-info/ November 25, 2025

Ein erwärmendes Herzensprojekt übergaben Vertreterinnen der Strick- und Häkelgruppe der Landfrauen Burgholzhausen im Franziskushaus im Frankfurter Stadtteil Bornheim. 98 Granny Squares spielen dabei eine Rolle und erfreuten einen Bewohner bei der persönlichen Übergabe.

Seit September 2024 bieten Frauke Brieskorn und Steffi Friedmann einmal im Monat einen Workshop in der Alten Schule an, bei dem sowohl Anfängerinnen als auch Fortgeschrittene ihr persönliches Häkel- oder Strickprojekt unter Anleitung erlernen und fortführen können. Die beiden Kursleiterinnen bringen Erfahrung bei der kreativen Gestaltung von Wollprojekten mit und vermitteln Spaß bei der Handarbeit. Gemeinschaft und Miteinander stehen bei den Treffen im Vordergrund. Kerzen machen den Raum gemütlich, Tee-Aroma durchdringt den Raum. Die Gespräche der handarbeitenden Frauen drehen sich nicht nur um die neusten Strickmuster. Wen verwundert es, dass der Workshop so starken Zuspruch erhielt, dass er nach den ursprünglich drei geplanten Terminen einmal im Monat weiter fortgeführt wird.

Steffi Friedmann und Frauke Brieskorn leiten seit 2024 den Workshop „Stricken & Häkeln“ für Anfänger und Fortgeschrittene bei den Landfrauen Burgholzhausen.

Aus 98 + 3 Granny Squares wird ein Gemeinschaftsprojekt

Beispiel eines gut gearbeiteten Granny Squares.

Granny Squares liegen voll im Trend. Schon unsere Omas kannten sie und häkelten die kleinen Quadrate häufig aus Wollresten mit besonders schönen Mustern, um daraus ein Kissen oder eine Decke zusammenzusetzen. Heute nennt man es wohl Upcycling bei der Wollresteverwertung. Im Januar 2025 kam die Burgholzhäuser Strick- und Häkelgruppe auf die Idee, ein Gemeinschaftsprojekt neben den persönlichen Handarbeiten in Angriff zu nehmen. Eine Teilnehmerin brachte eine Patchwork-Decke mit. Die Idee wurde angenommen und bei den nächsten Treffen wurden die Anleitungen zum Häkeln von hübschen Quadraten in einer Größe von 12 x 12 in der Praxis ausprobiert.

Über rund drei Monate häkelten 10 – 15 Frauen an den Workshop-Abenden kleine Quadrate, aber auch zuhause entstanden in unzähligen Stunden die Granny Squares mit ganz unterschiedlichen Mustern. So ganz genau erinnern sich die Teilnehmerinnen nicht mehr, wann sie genug für eine Decke zusammen hatten. Irgendwann zwischen Ostern und dem Frühsommer brachte jede ihre 8 – 10 Häkelwerke mit und an einem „Puzzleabend“ ordneten sie 98 Quadrate farblich abgestimmt für die gemeinsame Patchwork-Decke an. Drei blieben übrig. Sie sollten noch eine besondere Rolle spielen.

Wie ein Puzzlespiel gestaltete sich die richtige Platzierung der gehäkelten Quadrate. Schließlich muss das Gesamtbild farblich passen.

Doch das Projekt war damit noch lange nicht abgeschlossen. Kursleiterin Steffi Friedmann vollendete die Decke, indem sie alle Teile zusammenhäkelte. Im Oktober war klar, wer das gemeinschaftliche Herzensprojekt der Burgholzhäuser Landfrauen erhalten sollte. Lange überlegten die Häkelbegeisterten hin und her, mögliche potenzielle Empfänger dieses Geschenkes gab es viele, auch in Friedrichsdorf. Doch entschieden sich die fleißigen Handarbeiterinnen für ein besonderes und familiäres Wohn- und Pflegeheim, dem Franziskushaus in Frankfurt. Dort sollte eine Bewohnerin oder ein Bewohner mit der rund 90 x 175 cm große Patchwork-Decke beschenkt werden. Erfahren hatten sie von diesem speziellen Wohnheim von Landfrau Oliva Gueli, deren Tochter dort im sozialen Bereich mit den Bewohnern arbeitet.

Das Herzensprojekt wird übergeben und wirkt nach

Das Franziskushaus ist ein kleines Haus mit Platz für 18 Menschen im Frankfurter Stadtteil Bornheim. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind durchweg HIV-positiv, häufig auch an Aids erkrankt. Viele kennen die Obdachlosigkeit oder bringen Suchterkrankungen aus ihrem früheren Leben mit. Das Franziskushaus soll für sie ein Ort zum Wohlfühlen sein, wo sie nicht nur gesundheitliche Unterstützung finden, sondern auch einem strukturierten Alltag und Hilfe zur Selbstständigkeit.

Oliva Gueli, aus dem Teamvorstand der Landfrauen, und Steffi Friedmann von der Strick-&Häkelgruppe übergaben die Patchwork-Decke am letzten Dienstag in Frankfurt. Sie durften das Haus bei einer Führung kennenlernen und schließlich den Bewohner treffen, der die Decke erhalten sollte, für ihn war es ein Wunschgeschenk. Steffi Friedmann erzählt, er hatte Tränen der Freude in den Augen, als wir ihm die bunte Häkeldecke überreicht haben.

Die von so vielen Frauen gemeinschaftlich gehandarbeitete Decke ist ausgepackt und wird einem Bewohner vom Franziskushaus überreicht.

Ihren Platz fand das Herzensprojekt der Landfrauen als Tagesdecke auf dem Bett des Bewohners, bevor sie sich bei Kaffee und mitgebrachtem Kuchen gemeinsam besser kennenlernten.

Zwei Tage nach der Übergabe wirkt Steffi Friedmann immer noch bewegt von dem Besuch und der Begegnung mit den Menschen im Franziskushaus. Es ist wieder Strick- und Häkelworkshop und sie berichtet von der Übergabe der Decke. „Es sind die Ärmsten der Armen“, sie erzählt von Menschen unterschiedlichen Alters, die durch ihr persönliches Martyrium gegangen sind, häufig ganz ohne Angehörige, die sich noch kümmern könnten. Viele sind bettlägerig oder beschränkt beweglich. Gesundheitliche Folgen von Suchterkrankungen spielen häufig im Krankheitsbild mit. „Die Mitarbeitenden dort leisten so eine tolle Arbeit.“, so Steffi Friedmann. „Man wird sehr dankbar, wenn man (nach einem Besuch im Franziskushaus) in sein eigenes Zuhause kommt.“ Ehrenamtliche Unterstützer sind beim engagierten Personal immer willkommen. Wer interessiert ist, informiert sich über die Internetseite des Wohn- und Pflegeheims.

Die Patchwork-Decke wird an einen Bewohner im Franziskushaus in Frankfurt übergeben.

Übrigens häkelte Steffi aus den drei übriggebliebenen Oma-Vierecken ein kleines Täschchen, steckte eine Tafel Schokolade hinein und nahm es als zusätzliches Mitbringsel mit nach Bornheim. Es liegt im Foto hinter dem mitgebrachten Kuchen. Ebenfalls sehr zur Freude eines Bewohners! Ob es wohl an der Schokolade oder doch an der kleinen Tasche lag? (SN)