Burgholzhausen-info/ März 3, 2019

Das gibt Muskelkater! Sie kennen das bestimmt, man ist geschafft und fühlt sich gleichzeitig einfach nur gut. Wer hätte gedacht, dass die Teilnahme an der jährlichen Bachreinigung einfach eine spaßige Geschichte ist, bei der man was Gutes tun kann, neue nette Leute kennenlernt, Sport betreibt und gleichzeitig den Jäger- und Sammlertrieb fördert? Wäre da nicht der eigentliche ernste Hintergrund dieser Aktion.

Die Bachreinigung findet in Burgholzhausen seit über 30 Jahren vor Beginn der Vogelbrutzeit statt, wird vom Angelverein Erlenbachtal 1974 federführend organisiert und seit Jahren von der NABU Friedrichsdorf, der Stadt Friedrichsdorf und den Pfadfindern unterstützt. Von der Autobahnbrücke nahe dem Hubschrauberlandeplatz beginnend bis fast nach Ober-Erlenbach wird der Erlenbach abgelaufen und von Müll befreit.

Gegen 9 Uhr scharten sich fast 30 Personen um Helmut Blahak vom Angelverein, der seit vielen Jahren die Organisation innehat. Er begrüßt Anglerkollegen, NABU-Mitglieder, ein Stamm der Friedrichsdorfer Grauen Wölfe aber auch einige freiwillige Helfer aus Burgholzhausen und Friedrichsdorf, die sich am Samstagvormittag am Erlenbach eingefunden hatten, um auf Unrat-Jagd zu gehen. Traurig, dass die „Jagd“ erfolgreich war.

Erlenbachreinigung Burgholzhausen 2019

Freiwillige Helfer und Helferinnen gut ausgerüstet und bereit zum Einsatz am Erlenbach in Burgholzhausen

Ausgestattet mit schwarzen Plastiksäcken und Handschuhen zogen die Helfer und Helferinnen in vier Gruppen aufgeteilt los zum jeweiligen Startpunkt. Der Uferrand war meist leicht zu bearbeiten, aber es gibt entlang des Erlenbaches auch einige steile Böschungen, wo zum Unrat sammeln körperliche Fitness und Kletterfähigkeiten angesagt waren. Die mitgebrachte Harke erwies sich als stabilisierendes Hilfsmittel an steilen Burgholzhäuser Lagen.

Das Reinigungsrevier der Pfadfinder begann hinter dem Vogelschutzgebiet Richtung Ober-Erlenbach und lief Burgholzhausen entgegen. Gleich zu Beginn der Arbeit entdeckten die Grauen Wölfe ein ausgeschlachtetes Mofa! Aus Burgholzhausen waren die Pfadfinder Ricci und Noel mit dabei, sie hatten ihre Freunde aus den anderen Ortsteilen mitgebracht und hatten sichtlich Spaß bei der Aktion. Team NABU arbeitete sich Richtung Mainzer Straße vor. Autolenkrad oder Gestänge eines Fahrradanhängers gehörten zu besonderen Fundstücken. An der Autobahnbrücke war der Start für „Team Peter“ und die Brücke Peter-Geibel-Straße „Team Heidi“. Team Heidi war besonders überrascht von ihren Findlingen: Einen abgelaufenen Personalausweis einer Dame namens Heidi, ein uralt analoges Handy (noch mit Antenne zum Ausziehen) oder ein Betreten-Verboten-Schild. Team Peter konterte mit Autoreifen, Teppichresten, einem grünen Maschendrahtzaun, einem Maschendrahtzaun aus Metall, Eternitplatten und jeder Menge Auto- und Metallteile. An einer Stelle hat jemand gar seine halbe Wohnungsausstattung abgeladen, die noch separat geborgen werden muss. Jede Menge Flaschen, das Smartphone mit „Spider-App“ und ein Rasierapparat waren dagegen fast Peanuts. Daneben waren unter den Funkstücken bei jeder Gruppe jede Menge Plastikmüll, ob als Tüte, Joghurtbecher, Deckel oder Rohrstücken.

Zur Freude der Pfadfinder und teilnehmenden Geschwistern gab es zwei absolut neuwertige und intakte Fußbälle! Ebenfalls frisch aus dem Bach gefischt.

Mitarbeiter des städtischen Bauhofs sammeln die geschätzt 20 – 25 schwarzen Säcke mit den anderen größeren „Fundstücken“ noch am gleichen Tag ein. Für die Teilnehmer des Aktionstages gab es anschließend Erbsensuppe mit Würstchen in der Alten Schule.

„Es sind leider immer wieder diese “Kleinigkeiten”, die unsere Natur verschandeln und somit Lebensräume für Fische, Amphibien, Kleinwild und Vögel bedrohen. Dem Erhalt dieses Lebensraumes Erlenbach hat sich insbesondere der hiesige Angelverein verschrieben.“, so der 1. Vorsitzende der Angler Klaus Schläger im Anschluss. „Bei der heutigen Bachreinigung hat sich wieder einmal gezeigt, wie dringend notwendig solche Aktionen sind.“

Bildergalerie einer traurigen Ausbeute

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Ein Kommentar

Die Schulkinder der Peter-Geibel-Schule haben in den Wintermonaten bereits einen Abschnitt am Wegrand parallel zum Ufer des Erlenbachs gereinigt, und dennoch wurde im gleichen Bereich so immens viel Müll gefunden.

Das muss mal gesagt werden: Was hier vielleicht auf den ersten Blick im Text lustig klingen mag, ist einfach eine unglaubliche Nachlässigkeit und Dreistigkeit. Das grüne Smartphone mag eine wütende Person vielleicht in einer emotionalen Ausnahme-Stimmung gegen den Stein geworfen haben. Mag eine Plastiktüte oder auch der Joghurtbecher aus den Mülleimern am Spazierweg ins Bachbett verweht worden sein, aber wer seine leeren Wodka-Flaschen, Eternitplatten oder Autoteile an der Erlenbachböschung ablegt, ist einfach nur rücksichtslos. Wir haben in Friedrichsdorf einen Bauhof, der besucherfreundliche Öffnungszeiten hat, wo man solche Dinge für kleines Geld abgeben kann. In Friedrichsdorf darf man auch nach wie vor Sperrmüll kostenfrei anmelden. Der Alteisen-Mann kommt regelmäßig vorbei (meist samstags in den Sommermonaten). Wo ein Wille ist, ist doch ein Weg, oder?